Monday, October 09, 2017

The Lady Hermit, Ho Meng Hua, 1972

Hinreißend ist, zumindest zunächst, das Verhältnis der beiden Hauptfiguren zueinander, die Art, wie sich die jungen Tsui Peng (Shih Szu), die Kampfsportlerin werden will, an die Fersen der Großmeisterin Yu Ling / Lady Hermit (Cheng Pei-Pei) heftet, die sie als einzige für sie taugliche Lehrerin identifiziert hat. Zum Beispiel: wie sie gar nicht bemerkt, dass die Lady Hermit bereits inkognito in ihr Leben getreten ist, als bescheidene, gebrechliche Dienstmagd. Oder auch, wie die beiden dann zum ersten Mal gemeinsam kämpfen, gleich auf Anhieb harmonisch vereint in einer Scope-Komposition. Lady Hermit ist in dieser Phase des Films noch immer eine prekäre Präsenz, sie wirbelt ein paar Minuten lang durchs Bild und verschwindet wieder. Ein wenig später huscht sie, in einer formal herausragend konstruierten Sequenz, durchs Gebälk eines weitläufigen Gebäudes, während sich unten Ärger anbahnt, wie eine Fledermaus hängt sie an der Decke, widersetzt sich dabei der Schwerkraft auf eine Art, die man gar nicht so genau nachvollziehen kann. Anschließend schwebt sie für ein zweites, ausführlicheres Gefecht zu Boden, es ist die schönste Kampfszene des Films, die weiß verschleierte Lady Hermit huscht rotierend durch ein nächtliches Tableau, eine blutig-sanfte Bewegung, punktiert durch stillgestellte Körpertreffer.

Noch immer allerdings ist Lady Hermit nur Retterin, nicht Lehrerin der stur ihr auf den Fersen bleibdenden Tsui Peng. Damit die beiden endgültig zueinander finden, bedarf es eines Showwoman-Maneuvers: Tsui Peng überholt die zu Fuß das Weite suchende Lady Hermit zunächst auf dem Dach einer Postkutsche, und materialisiert sich anschließend im Staub knieend vor ihr. Über Cheng Pei-Peis Gesicht huscht ein kurzes, anerkennendes Lächeln, die Sache ist entschieden. Die anschließende Ausbildungsbeziehung zeichnet sich zum einen durch eine außergewöhnliche, überbordende Emotionalität aus - die beiden fallen sich mehrmals weinend um den Hals; andererseits dadurch, dass die Lehrerin eine Katze in den Trainingsplan integriert.

Schade, dass das eh nicht allzu überzeugende Drehbuch es für nötig befindet, das wunderbare Miteinander der beiden Frauen im letzten Filmdrittel in eine Dreiecks-Eifersuchtsbeziehung zu überführen.

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