Tuesday, December 09, 2014

Weite Strassen stille Liebe, Herrmann Zschoche, 1969

Dass die Frontscheibe von LKWs Cinemascopeformat hat, die von PKWs dagegen (je nach Perspektive) eher dem Fernsehbildschirm oder gar der academy ratio entsprechen dürfte, war mir nie aufgefallen; bis zu Herrmann Zschoches schönem defa-scope-Truckerfilm, der mit einer Einstellung beginnt (oder zumindest: fast beginnt), die Manfred Krugs Fahrerkabine leinwandfüllend in ganzer Breite zeigt.

Im Film geht es um eine sonderbare Art des on-the-road-Seins: weil die DDR so klein ist, kommen Krug und der sanft verslackerte, bebrillte Student, den er am Straßenrand aufliest, nicht so richtig vom Fleck, beziehungsweise treffen an jedem Rastplatz Bekannte, und in jedem Landgasthof Mädchen, denen sie einst hoffnungsvolle Blicke zugeworfen hatten, die nun aber längst feste Freunde haben. Das mit dem Verlorengehen, nach dem sich besonders der Student in seinen vom Film visualisierten Tagträumereien zu sehnen scheint, klappt schon gleich gar nicht. In Krugs Wohnung, in die der Student kurzerhand gleich mit einzieht, fühlen sich die beiden trotzdem erst recht fremd - obwohl sich ihnen irgendwann sogar eine Frau mitsamt Kleinkind anschließt.

Schön ist eine Szene, in der der Student mit der Frau einen Waldspaziergang macht und die beiden einen niedergestürzten, jetzt einen guten Meter über dem Erdboden eine Art natürliche Brücke bildenden Baumstamm entdecken. Hier endlich gelingt es dem Student, und auch der ob seiner kurz orientierungslos werdenden Kamera, wenigstens momenthaft den festen Boden unter den Füßen zu verlieren.

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