Wednesday, December 12, 2012

in passing (American Eighties 25)

Road House, Rowdy Herrington, 1989
A Fine Mess, Blake Edwards, 1986

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Wäre Road House von Rowdy Herrington (schon der Name!) noch ein wenig besser (schlecht ist er beileibe nicht) und ein bisschen weniger cheesy (Swayzes Tai-Chi-Übungen am Flussufer), dann wäre er perfekt als hinterer Teil einer Klammer um die Achtziger. Der vordere Teil wäre dann James Bridges' Urban Cowboy. Bei Bridges kommt ein Niemand aus dem Dorf in die Stadt und betritt dort eine Bar so, wie in anderen Filmen Abenteurer den Urwald betreten; er durchläuft dort einen Bildungsroman unter den Vorzeichen der unbedingten Brutalisierung. Bei Herrington zieht eine andere Art von Niemand durch die Städte und diszipliniert urwaldartige Bars, die allerdings in der Inszenierung schon vorgezähmt sind. Patrick Sawyzes Dalton, ein Drifter, der seinen Frieden mit dem System gemacht hat, der Jim Harrison liest und Kaffee trinkt, während sich neben ihm die Plebs ins Nirvana schießt, ist eine der sonderbarsten unter den vielen Yuppie-Figuren des Spätachtzigerkinos. Er hat eine Vorliebe für Regelwerke und für klare Verhältnisse, trotzdem ist er wurzellos, steht ein für eine individualistische Gleichschaltung mit blutrünstigem, knochenbrecherischem (die Kampfszenen in Totalen, das ist sehr schön) Unterton. Die Bar, die er in Tampa, Florida befriedet, ist am Ende franchisetauglich, die Bedienung uniformiert, der fun vielleicht ein Stahlbad, aber immerhin unblutig. Vielleicht ist Road House der letzte Western der Filmgeschichte.

Wade Garrett, Daltons Helfer, hat sogar einen Westernnamen und sieht so aus, wie man sich die Travoltafigur aus Urban Cowboy dreißig Jahre später vorstellen könnte. Einen blinden Gitarristen gibt es auch noch, einige bärtige Kumpels und einige eher unbärtige, aber trotzdem gerade richtig überzeichnete Bösewichter. Toll, wie breit ein straighter Prügelfilm 1989 noch aufgestellt sein konnte.

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Auch schön: A Fine Mess von Blake Edwards, das "Drehbuch" wurde vermutlich an einem Nachmittag zwischen zwei anderen meetings auf die Rückseite eines Bierdeckels geschmiert, dann stellt man Ted Danson und ein paar alternde (und einige sehr früh gealterte) Slapstickhandwerker, die beim allerletzten Three-Stooges-Recasting zumindest die vorletzte Runde erreicht hätten, vor die Kamera und schaut, wie man die verschiedenen Türen auf dem set möglichst effektiv auf und zu schlagen kann.

Man kann das alles kaum anders als zerstreut anschauen. Ich habe mich bei einer frühen Szene gefragt, ob Danson sich jetzt gerade auf einer Pferderennbahn oder auf einem Filmset befindet. Dass es um ein Filmset geht, das eine Pferderennbahn darstellt, habe ich tatsächlich erst nach dem Ende (die schludrigste Western-Parodie der Kinogeschichte) begriffen. Ein wunderbar entspannter, gleichzeitig schlafwandlerisch souveräner und vermutlich komplett vom Golfplatz aus "hineintelefonierter" ("phoned in", das geht leider nicht so recht auf deutsch) Film. Nur die Musik, die ist leider ganz fürchterlich.

3 comments:

Rajko Burchardt said...

Bei Dir sind aber momentan viele Filme die letzten Western der Filmgeschichte. Zuletzt las ich das von Dir über 48 Hrs. :-)

Lukas Foerster said...

jetzt habe ich halt einen noch letzteren entdeckt :) (war ja auch tatsächlich sieben jahre später)

Rajko Burchardt said...

Road House ist aber natürlich ganz wunderbar. Der letzte große Schwulenfilm der 80er.