Friday, August 05, 2011

The Clock, Vincente Minnelli, 1945 (Locarno 2011)

Der Film findet nach einer kunstvollen Montagesequenz und zwei kunstvollen Kamerafahrten durch Central Station zu dem Mann in dem Moment, in dem er einem Anderen Feuer gibt. Der Mann findet die Frau, als sie ihm über den Fuß stolpert. Danach zunächst die Mechanik der Liebe. Dinge der Liebe: ein abgebrochener Schuhabsatz, ein Taschentuch und (das privilegierte Ding:) ein Zigarettenanzünder. Orte der Liebe: eine Rolltreppe, eine Standuhr, U-Bahn-Stationen. Mediatoren der Liebe: zwei Kinder, ein Milchmann, dessen Frau. Unfälle der Liebe: ein blaues Auge, ein platter Reifen. Töne der Liebe schließlich in der ganz besonders bezaubernden Parkszenen. Erst läuft ein Mann an den beiden Liebenden, die von ihrer Liebe noch nicht viel wissen, vorbei (wer ist dieser Mann?). Anschließend bittet sie ihn, auf die Sounds der Stadt zu hören; die sich dann in die Filmmusik fortsetzen und die wiederum in den Kuss.
Die Liebe ist von Anfang an eingelassen ins Materielle, in Dinge, in Orte, in andere Menschen, in Töne; dass die Liebenden ihre Nachnamen nicht kennen, macht nichts, nicht einmal in einer anonymen Großstadt. Die Anonymität bezieht sich eben nur auf Nahmen, die Liebe ist aber ist materiell.
Nach der Liebe die Heirat. Der Vollzug der Liebe als eine zweistufige Verzögerung: zuerst bürokratisch; nach dem Entschluss der Gang aufs Standesamt. Dort wird ein Bluttest gefordert, Labors werden abgeklappert (sie regt sich über einen Angestellten auf: "who does he thinks he is? Hitler?" The Clock ist auch ein verspäteter Rekrutierungsfilm, die Uhr des Titels tickt für den Mann, der in den Krieg geschickt wird). Schließlich die Heirat im leeren Standesamt, im Hintergrund rattern Züge durch das Bild. Dann ideologisch/religiös in der leeren Kirche. Schließlich als dritte Stufe die Hochzeitsnacht, evoziert durch stumme Blickwechsel am Frühstückstisch im Hotel, sogar inklusive Zigarette danach. Angezündet wird sie mit einem der Dinge der Liebe.
Den wundervolle Film ist komplett auf Youtube eingestellt. Die Parkszene ist im dritten Abschnitt und beginnt hier in der neunten Minute:

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