Thursday, February 03, 2011

IFF Rotterdam 2011: Love in a Puff, Pang Ho-Cheung, 2010

Das sehr gegenwärtige Romkom-Gegenstück zum stylisch-nostalgischen Melodram Merry-Go-Round. Noch mehr Oberflächenkino aus Hongkong. Fast noch schwerer habe ich mich mit dieser speziellen Oberfläche zunächst getan, mit den hingewischten und schnell wieder weggewischten Handkamerabildern, mit der frenetischen Montage, mit der Unsitte, aus drei pittoresken Blickwinkeln das zu zeigen, was auch aus einem schon fast zu gut ausgesehen hat. Dazu kommen noch faux-documentary-Passagen und ein ewiges Klavier-Violine-Gewusel auf der Tonspur. Aber irgendwann stört auch hier das alles nicht mehr wirklich.
Der Titel bezieht sich auf die auch in Hongkong um sich greifenden gesetzlichen, meist zunächst räumlichen Einschränkungen des Rauchens. Die Zigarettenpausen finden nicht mehr in, sondern vor den Büros statt. Angestellte verschiedener Firmen lernen sich kennen, die Raucherzone wird zur Partnerbörse. Nach dem ersten Gespräch in größerer Runde finden sich denn auch tatsächlich zwei Lovebirds, Jimmy und Cherrie, die im weiteren eine stets leicht nikotingeschwängerte Romanze durchleben.
Das Drehbuch macht erst einmal nicht viel mehr her als eine beliebige SpOn-human-interest-Story. Auch das Personal stimmt erstmal: Er ist ein Werbemensch, trägt eine schwarze Hornbrille und fährt einen schwarzen Range Rover, sie ist ein paar Jahre älter, hat eine sonderbare Nase und arbeitet als Kosmetikerin. Aspiring Yuppies sind beide mehr oder weniger, wobei sie die eigenen Ambitionen schon mehr oder weniger aufgegeben hat und ihre Hoffnungen zu Filmbeginn in einen reichen, älteren, eifersüchtigen Boyfriend setzt. Auch er ist noch nicht da angekommen, wo er vielleicht gar nicht so richtig hinwill, wenn man sich seinen Kleidungsstil anschaut, der noch etwas vom jugendlichen Rebellentum beibehalten hat. Die Figuren, auch die Nebenfiguren, sind - mit einer Ausnahme - nicht am Boden zerstört, wie in Merry-Go-Round, aber auch in Love in a Puff ruht niemand in sich selbst, niemand ist ganz mit sich und der Welt im reinen. Eine Grundunsicherheit in und eine Grundunzufriedenheit mit der Gegenwart ist in den Gesprächen der Raucherrunde zu sehen, in den vorsichtigen, neidischen Blicken, die hin und hergeworfen werden, in den Versuchen, mit Schauergeschichten Frauen aufzureißen, selbst auch in den kruden Scherzen über Rauchen und Impotenz. In einer schönen Szene erfährt Cherrie, dass Jimmy seine Exfreundin an einen französischen Arbeitskollegen verloren hat. In einer längeren Sequenz spielt sie mit seinem sexuellen Minderwertigkeitskomplex, vielleicht induziert sie ihn auch erst, der Film lässt in solchen kleinen Szenen vieles geschickt offen, im Großen gibt es dann leider manchmal etwas plumpe, eindeutige Schließungen. Aber in dieser einen Szene ergibt dann auch der sprunghafte, teilweise fast willkürlich anmutende Stil des Films plötzlich Sinn.

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