Monday, April 19, 2010

Desperate Housewifes S01

Ich konnte mich im Lauf der ersten Staffel mit vielem abfinden: mit dem gemächlichen Tempo, mit der Holzhammer-Küchenpsychologie, mit der hermetischen Schließung der Diegese bei ihrer gleichzeitig immer wieder behaupteten Verunreinigung (jede Figur, die "von außen" kommt, passt sich perfekt ein ins Raster der Serie - alles kann und muss psychologisiert werden -, selbst bei der schwarzen Familie, die in der vorletzten Folge einzieht, kündigt sich das schon in den ersten Einstellungen an). Die krude Mischung aus suspensearmer Mystery, soapy Drama und plumper Comedy hat mir zugegebenermaßen sogar mit jeder Folge mehr Spaß gemacht, sei's aufgrund einer puren Suchtwirkung, sei's aufgrund mancher tatsächlich vorhandener Qualitäten (die schiere Größe des Casts, die verhältnismäßige Sorgfalt in der Zeichnung gerade auch der Nebenfiguren). Und ich fürchte ja: ich werde weiterschauen.
Ganz und gar nicht abfinden konnte ich mich jedoch mit dem Voice Over. Eine hinterhältige Frauenstimme trägt es vor, zu Beginn und am Ende jeder Episode. Vor allem am Ende ist das fürchterlich. Da fasst die Frauenstimme unter einem relativ willkürlich gewählten header (Schuld, Ehe, Kinder etc) noch einmal den Stand der Dinge zusammen und synthetisiert gleichzeitig die vier zumeist parallel geführten Handlungsstränge (für jedes desperate housewife einen). Wo die Serie ansonsten den Blick auf die Welt dieser Frauen noch zumindest ein wenig in der Schwebe hält, dem Zuschauer Empathie und Einfühlung, den Figuren einen Rest an Subjektivität inklusive Schamgefühl und manchmal sogar ein wenig Freheitswillen zugesteht, entwickelt sie hier ein rein zynisches Modell, das jedem seinen Platz in diesem gefühlsökonomisch passgenau zugeschnittenen Lebensgefängnis zuweist und den Zuschauer als Aufseher installiert.

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