Thursday, August 14, 2008

Fantasy Filmfest 2008 Kurzkritik: Les Insoumis / Crossfire, Claude-Michel Rome, 2008

Eigentlich glaube ich ja, dass Cop / Detektivfilme ganz uninteressant gar nicht sein können, weil sie sich schon per Definition mit der Wirklichkeit unter Berücksichtigung ihrer sozioökonomischen Verfasstheit auseinandersetzen müssen. Crossfire stellt die These auf eine harte Probe. Denn hier stimmt einfach gar nichts. Billig inszeniert durch und durch fehlt bis kurz vor Schluss sogar noch der Mut zum selbstbewussten Trash. Die Actionszenen sind so inkohärent, dass ich bei der ersten noch Absicht unterstellen wollte, was mir aber nicht lange möglich war. Statt dessen ein Klischee öder als das andere: Richard Berry spielt den desilussionierten Cop auf die falsche Art routiniert. Er wohnt in einem heruntergekommenen Motel. Er nimmt ein kleines Kätzchen zu sich auf. Im Moment des größten Selbstzweifels zerschmeißt er einen Spiegel. Und natürlich zeigt die nächste Einstellung sein im kaputten Spiegel verzerrtes Gesicht.
Schauplatz ist ein Ghetto in der Nähe von Marseille. Die einzige Haltung, die der Film zu seinem Schauplatz einnimmt ist die, dass da irgendwie zu viele Leute mit dunkler Hautfarbe rumlaufen und deshalb nicht nur Dealer, sondern seltsamerweise auch noch Diamantenräuber (die aus einem anderen Genre völlig willkürlich in den Film eindringen) leichtes Spiel haben. Natürlich ist das alles drecksreaktionär, wird aber so mieß umgesetzt, dass die Verachtung für einen solchen Film fast schon in Mitleid umschlägt. Symptomatisch lesen kann man an dem Film tatsächlich nur seine ganz und gar groben Ungereimtheiten. Dass aus den zuerst noch vagen Erziehungsversuchen unterworfenen Kleinkriminellen Immigrantensöhnen mir nichts Dir nichts und ohne jede Erklärung Motorradfreaks im Mad Max-Aufzug werden, sagt wahrscheinlich doch einiges aus über die Probleme im französischen Mainstream, Angehörigkeiten von Minderheiten im eigenen Weltbild einen nicht ganz und gar paranoiden Platz zuzuweisen. Anderereits ist es in so einem Film dann aber auch wieder egal...

2 comments:

rrho said...

Habe gestern auch im Kino noch andere Leute beim Austausch über den Film belauscht und bin jetzt, vor allem nach Deiner Kritik, ganz froh, nach Hause und ins Bett gegangen zu sein. ;-)

Lukas Foerster said...

ja, das war wirklich Blödsinn der schlimmeren Sorte. Bisher empfehlen kann ich nur "Like a Dragon". Hast Du schon gute Sachen gesehen?