Wednesday, February 07, 2007

Berlinale 2007: Kain no matsuei, Oku Shutaro, 2006

Es scheint sich im Forum einzubürgern, zwischen all die mal mehr mal weniger ambitionierten, meist recht harmlosen Filme einen japanischen Sicko-Streifen zu platzieren, dessen Schockwirkung sich gerade in diesem Umfeld wahrscheinlich in der Tat umso besser entfaltet. Eigentlich also eine nette Überlegung, nur leider greifen die Programmgestalter bei der Auswahl des Nippon-Weirdos auch schon mal ganz gewaltig daneben, wie beispielsweise im letzten Jahr im Falle des unerträglichen Strange Circus. Kain no matsuei ist sicherlich im Vergleich mit Sono Sions Machwerk ein Schritt nach vorn; leider kein allzu großer.
Die Stärke des Films ist das Setting. Okus Werk spielt in einer abgewrackten Fabrikwelt, in einer Art Paralleljapan, das irgendwo am Übergang vom analogen zum digitalen Zeitalter hängengeblieben ist. In zwielichtigen Fabriken löten zwielichtige Gestalten an zwielichtigen Prozessoren herum oder versuchen, Fernsehfernbedienungen in Schusswaffen zu verwandeln. Sonderbare Gerätschaften, die andauernd den Besitzer wechseln, erhalten bereits dadurch einen unsicheren Status, dass sie zwar immer wieder ein wenig ins Bild gerückt werden, nie jedoch so weit, dass auch nur ansatzweise zu erahnen wäre, um was genau es sich handelt. Zusätzlich ist die Industriewüste von Schnutz aller Art überzogen und die meisten ihrer Insassen mit einem dünnen Ölfilm.
In diese an sich schon recht seltsame Welt brechen im Lauf des Films immer wieder tendenziell transgressive Ausläufer der verschiedenen Handlungsstränge, manchmal wird es auf recht stumpfe Weise blutig, andernorts sieht man einen verpixelten Blowjob. Doch um was geht es? Irgendwie erkennt man zwischendrin vielleicht so etwas wie einen roten Faden, doch wenn das Ganze dann irgendwann zu Ende ist, bleiben doch allzu viele Fragen offen (beziehungsweise fragt man sich, welche Fragen denn überhaupt gestellt werden sollten). Kain no matsuei ist wohl am ehesten aufgrund seiner sinnlichen Dimension zu genießen, wobei es doch eines recht speziellen - oder zumindest toleranten - Geschmacksempfinden bedarf, um dieser etwas abzugewinnen.

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