Monday, February 20, 2006

Requiem, Hans-Christian Schmid, 2005

Die Berlinale-Jury ist besser als ihr Ruf. Vielleicht weniger aufgrund der Filme, denen sie Preise verleiht, als aufgrund denjenigen, die sie übergeht. Letztes Jahr kürten Emmerich und Kollegen nicht Petzolds hohlen Gespenster Film zum Sieger, sondern die durchaus ansprechende, wenn auch sicherlich nicht perfekte Carmen-Adaption aus Südafrika. Dieses Mal beugten sich die Juroren glücklicherweise nicht den begeisterten Pressebestimmen zu Schmids Exorzistenmachwerk, dem einzigen Wettbewerbsfilm, der vielleicht noch schlechter ist als Röhlers Elementarteilchen.
Eines kann man Schmid, der eigentlich einmal harmlose, teilweise sogar ganz lustige Filme wie 23 gedreht hat, seit Lichter aber drauf und dran ist, Wenders als nervigsten aller regi sicherlich nicht vorwefen, nämlich, er wisse nichts zu sagen. Requiem weiss sehr wohl etwas zu sagen uns sagt dies von der ersten bis zur letzten Sekunde ununterbrochen, hämmert seine Botschaft mit unglaublicher Penetranz nach hause. Die spießige, bigotte Gesellschaft zerstört sensible Individuen und jede echte Spiritualität, die Kirche mitsamt ihrer Institutionen lässt sich intrumentalisieren, so schwer ist das nicht zu verstehen. Die diktatorische Mutter ohrfeigt die Tochter, weil diese einen Weg jenseits schwäbischen Spießertums gehen möchte - Schnitt - Weihnachtsgottesdienst in der Kirche. Mehr Holzhammer hegt nun wirklich nicht, und der Film arbeitet die ganze Zeit auf diese Art.
Hinzu kommt eine schrekliche, kaum erträgliche Ästhetik. Requiem dient (wie auch andere europäische Filme auf der Berlinale, beispielsweise Lenz) als Illustratio des Fluches, den Dogma über das abendländische Kino gebracht hat. Regisseure ohne eigene Ideen klauen sich ihren Stil bei Trier und Vinterberg, heraus kommen verwackelte Großaufnahmen und unorganisierte Montage. In diesem speziellen Fall eine auf Ferneshformat heruntergekochte Dogma-Ästhetik, die teilweise als Veruch erkennbar ist, die 70er Jahre durch ihr ureigenes Medium, den grobkörnigen, frühen Farbfernseher, darzustellen, leider aber ncht einmal darin konsequent bleibt und beispielsweise auf der Ebene der Tonspur einen Naturalismus verfolgt, der so ganz auf die öde Gegenwart verweist. Nein danke.
Nachtrag Jahre später: Festivaleuphorie, auweia

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