Saturday, October 01, 2005

A Touch of Evil, Tony Au, 1995

Der Film hat nichts mit dem Orson Welles Klassiker zu tun, stattdesen handelt es sich um einen Hong-Kong typischen Genremix, wie er vor allem in den 90er Jahren populär wurde, obwohl auch schon Filme wie On the Run oder My Heart is That Eternal Rose in den 80er Jahren die Richtung vorgaben. Zu typischen Heroic Bloodshed Einlagen gesellen sich melodramatische Elemente, es entsteht ein spezifischer Rhythmus aus Gewaltausbrüchen und Statik. Die herausragenden Beispiele dieser Technik sind sicher neben Wong Kar-Wais Fallen Angels zwei Filme von Patrick Leung: Beyond Hypothermia und vor allem Task Force (in meinen Augen der beste Hong-Kong Film überhaupt). Hier treffen Liebesfilm und Actionkino in unnachahmlicher Weise aufeinander, die Romanze spiegelt sich in der Gewalt und umgekehrt. In eine ähnliche Richtung zielt A Touch of Evil, obwohl hier die Grenze zum Melodram definitiv überschritten wird und die gelegentlichen Gewaltausbrüche weniger Platz in der Handlung einnehmen (und auch nicht so stilisiert werden) wie in Leungs Filmen. Dennoch bezieht auch dieser Film aus dem Spiel mit verschiedenen Genres seinen Reiz. Was aber Aus Film wirklich auszeichnet, ist Rosamund Kwan als Coco, die eine Rolle spielt, wie sie Frauen im amerikanischen oder europäischen Kino (ob Action, Melodrama oder sonstwo) fast nie erhalten. Sie ist zwar auch Projektionsfigur, Handlungsleerstelle, Sexualobjekt (freilich im Vergleich zu amerikanischen Filmen in geringem Maße) usw., jedoch wird sie (scheinbar) nie zur Spielfigur des Regisseurs, sondern gewinnt im Laufe des Films mehr und mehr Macht über den Film, die Narration, die Bilder. Wenn sie am Ende auch allein zurück bleibt, wird doch klar, dass sie nach dem Film nicht so leicht in ein neues Gewand gepresst werden kann.

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