Wednesday, August 10, 2005

Hao nan hao nu (Good men, good women), Hou Hsiao-hsien, 1995

Die Videoveröffentlichungen des trigon-film Labels betrachte ich meist etwas skeptisch. Zwar ist es mehr als ehrenwert, Kino aus Asien, Afrika und Lateinamerika in Deutschland zu vertreiben, die Filmauswahl jedoch erscheint etwas fragwürdig auch hinsichtlich des Bildes, das sich der trigon-Kunde durch die Kasetten von anderen Kontinenten macht. Mit den stets bedächtigen, oft folkloristischen, nie aber im herkömmlichen Sinne unterhaltsamen Autorenfilmen werden diese Länder exotisiert und ein Blick auf die reale Situation eher erschwert denn erleichtert. Denn so wie westliche Kinogänger in den 50ern nach Rashomon dachten, alle japanischen Filme sähen aus wie dieser, wird auch das heutige Image vor allem des asiatischen Kinos (die afrikanischen und lateinamerikanischen Filmwelten sind trotz trigon weiterhin imagelos - man weiss einfach gar nichts) von stets sich ähnelnden, "kontemplativen" Werken bestimmt, die ja auch gut zu Zen und dem ganzen anderen Fernostkram passen. Dass dies weit an der Realität vorbeizielt wird jedem klar, der sich nur ein klein wenig tiefgehender mit Asien beschäftigt. Das Problem liegt natürlich nicht bei trigon, doch wenn die sich schon die Mühe machen, Filme fast ohne Marktpotential zu vertreiben, könnten sie doch einmal über etwas progressivere Strategien nachdenken.
Wie dem auch sei, bei einem Film von Hou Hsiao-hsien ist mir das alles egal. Denn was der Altmeister des taiwanesischen Kinos erschafft sucht vergeblich seinesgleichen. Auch in Hao nan hao nu erschafft er wieder Bilder, die selbst auf Video eine unglaubliche Sogwirkung erzielen. Die für trigon typischen langen Einstellungen sind hier kein Klischee, sondern die einzige logische Option. Warum schneiden? Hou Hsiao-hsien braucht keine Montage um etwas auszudrücken, entweder man findet etwas in seinen Bildern oder eben nicht. Es liegt alles am Betrachter.
Good men, good women spielt auf drei Zeitebenen und wirkt doch nicht konstruiert. Frei fließende Bilder verbinden Fiktion, Vergangenheit und Gegenwart zu einem Meisterwerk des modernen Kinos. Modern nicht modernistisch, der Regisseurinteressiert sich nicht für Avantgarde, für Provokation, für die ganzen jämmerlichen Scheingefechte europäischer "Autoren"filmer mit Hollywood. Er macht sein Ding und wer es gut mit sich meint schaut ihm dabei zu.
Nachtrag Jahre später: muss ich nochmal sehen. Und dann was besseres darüber schreiben.

No comments: